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Date: Fri, 22 Aug 1997 09:57:49 +0200 (MET DST)
From: rolf.martens-AT-mailbox.swipnet.se (Rolf Martens)
Subject: M-G: VEREINIGT EUCH! Info #49de: 8/11 Kritik der NE, 1990


VEREINIGT EUCH! Info #49de: 8/11 Kritik der NE, 1990
[Geschickt: 22.08.97]

[Fortsetzung von Teil 7/11]


18.	*Zum Punkt Nr. 3), Die Herangehensweise in der Frage des
	Marxismus-Leninismus*

Zum 1. Mai 1990 kam auch die erste, bisher einzige, =F6ffentliche
Kritik der KPD/ML(NEUE EINHEIT) am Marxismus-Leninismus, im
Flugblatt "Was aus der revolution=E4ren Bewegung im Lande wurde
..."; es hei=DFt hier (S. 4):

	"Der Marxismus-Leninismus wird von uns heute einer Kri-
	tik unterzogen. Er enth=E4lt Elemente, die von der rus-
	sischen Sozialdemokratie hineingebracht worden sind, die
	eine falsche Einstellung zur" (nicht lachen!) "Kultur
	beinhalten und den russischen Expansionismus mangelhaft
	kritisieren. Unzul=E4ssigerweise haben russische 'Marxis-
	ten' ausgerechnet die Marxsche Kultur- und Zivilisa-
	tionskritik an Ru=DFland aus ihrem 'Marxismus' elimi-
	niert."

Ein weiterer Absatz hat auch, indirekt, mit dieser Kritik zu
tun.

Wie bereits gesagt gibt es seitens der KPD/ML(NEUE EINHEIT),
au=DFer den ausf=FChrlichen Artikeln von Klaus Sender zur Kritik an
Lenin, im =DCbrigen nur einige f=FCr interne =DCberlegungen gedachten
Ausf=FChrungen, die man eine Kritik am Marxismus-Leninismus nennen
k=F6nnte.

Ich will hier in der Hauptsache nicht eine Kritik an der Kritik
der KPD/ML(NEUE EINHEIT) am Marxismus-Leninismus leisten. Es
geht hier um den Nachweis, da=DF diese Organisation eine b=FCrger-
liche ist, und dazu gibt es in dieser Verbindung vor allem einen
gewissen schlagenden Punkt - siehe weiter unten.

Zur sogenannten Kritik am Marxismus-Leninismus im Flugblatt zum
1.5.90 ist jedoch zu sagen - und es zeigt sich hier eine Varia-
tion desselben Themas, zu dem ich sp=E4ter zur=FCckkommen will:

Was f=FCr Gr=FCnde f=FChrt die KPD/ML(NEUE EINHEIT) hier an als Argu-
mente f=FCr die Verwerfung des Marxismus-Leninismus, bzw f=FCr seine
Ersetzung durch eine vollst=E4ndigere, modernere usw Ideologie? Es
ist klar, da=DF sie den Marxismus-Leninismus verwerfen bzw erset-
zen will; sie spricht nicht etwa davon, da=DF sie ihn "weiterent-
wickeln" will oder =E4hnliches, sondern sie sagt, da=DF sie ihn
"kritisiere". Im darauffolgenden, hier nicht zitierten Absatz
hei=DFt es, man k=F6nne bei den historischen Erfahrungen, die sich
im Leninismus ebenfalls mit verbergen, und bei den Erfahrungen
des bisherigen (fr=FCheren) Sozialismus "nicht stehenbleiben".
Wieso sollte man an dem Marxismus-Leninismus nicht festhalten
und ihn weiterentwickeln?

Das obige Zitat macht keinen Menschen in dieser Frage kl=FCger:

Die KPD/ML(NEUE EINHEIT) setzt dort den 'Marxismus' der rus-
sischen Sozialdemokratie in Anf=FChrungsstriche. Sie meint also,
da=DF er h=F6chstens ein beschnittener Marxismus war. Vermutlich
meint sie, da=DF das, was sp=E4ter "Marxismus-Leninismus" genannt
wurde, ebenfalls nur diesen beschnittenen Marxismus enthielt.

Bisher ist ja der Begriff "Marxismus-Leninismus" so gemeint ge-
wesen, da=DF er einen durch den Leninismus erg=E4nzten Marxismus be-
deutet. Nachdem, da=DF Klaus Sender die etwas peinliche Tatsache
wirklich entdeckt hat, da=DF der Leninismus auf ein Paar Punkten
den Marxismus widerspricht, wird die Sache etwas komplizierter.
Geh=F6ren die Dinge, die bei Lenin falsch, bei Marx aber richtig
sind, zum Marxismus-Leninismus? Die KPD/ML(NEUE EINHEIT) sagt
offensichtlich "Nein", und will deswegen das ganze Zeug verwer-
fen. Aber was ist das f=FCr eine, aus dem Gesichtspunkt des Prole-
tariats gesehen, idiotische Konsequenz?

Warum kann man nicht, warum will die KPD/ML(NEUE EINHEIT) nicht,
die richtigen Dinge, die die russische Sozialdemokratie vor 100
Jahren aus dem Marxismus (laut dem Zitat) "eliminierten", in ihn
wieder "hineinbringen", bzw die falschen Dinge, die die rus-
sische Sozialdemokratie in den Marxismus-Leninismus einmal "hin-
einbrachte" jetzt aus ihn wieder "herausschmei=DFen"? (Das w=E4re
z.B. noch viel einfacher, als Nicht-Mitglieder aus ihrer Organi-
sation "herauszuschmei=DFen"?) Die so entstandene Ideologie w=FCrde
ja dadurch aus einem nunmehr unbeschnittenen Marxismus, erg=E4nzt
durch einen Leninismus, bei dem die falschen Dinge jetzt nicht
mehr da w=E4ren, bestehen; man k=F6nnte die Operation eine "Weiter-
entwicklung", "Erg=E4nzung" oder "Wiederherstellung" nennen; dies
w=E4re die logische Konsequenz aus der Entdeckung des genannten
Widerspruchs.

Mitunter wird auch von "Marxismus" gesprochen, wobei auf jeden
Fall die Marxisten-Leninisten ungef=E4hr dasselbe meinen, als wenn
sie von "Marxismus-Leninismus" oder, wir fr=FCher nicht selten,
von "dem Marxismus-Leninismus und den Maozedong-Ideen" ge-
sprochen haben; die letzteren Dinge sind als Hauptideologie mit-
samt Erg=E4nzung(en) gedacht, wobei eben der Marxismus als die
haupts=E4chliche Ideologie betrachtet wird. Was f=FCr ein Unsinn ist
das, den Marxismus wegen Fehler, die es bei Lenin, jedoch nicht
bei Marx, verwerfen zu wollen? Ist das etwa hier nicht die Ab-
sicht?

Auch nach den Zeiten von Marx und Lenin ist der Marxismus-Leni-
nismus nat=FCrlich verschiedentlich weiterentwickelt worden; die
KPD/ML(NEUE EINHEIT) hat weiterhin, auch nach dem 1.5.90, *kei-
nen* Grund genannt, der rechtfertigen k=F6nnte, da=DF man den Marx-
ismus-Leninismus jetzt ersetzen sollte, anstatt an ihm weiterhin
festzuhalten und ihn weiterzuentwickeln. Sie *tut* aber am 1.5.
90 so, als ob soche Gr=FCnde vorliegen w=FCrden.

Wenn man sich danach fragt, was ihre oben zitierte "Kritik" in
der Praxis bedeuten w=FCrde, k=E4me man da nicht zu einem darin ent-
haltenen Vorwurf an die chinesischen Marxisten-Leninisten z.B.
Anfang der 70er Jahren und ebenfalls an die deutschen, also an
der fr=FCheren KPD/ML(NEUE EINHEIT), sie h=E4tten wegen ihres Marx-
ismus-Leninismus den russischen Expansionismus "mangelhaft kri-
tisiert"? Ein Vergleich mit den Tatsachen zeigt, wie falsch und
direkt l=E4cherlich dieser Vorwurf ist.


Das hier Aufgezeigte ist eben ein weiterer Beleg f=FCr meinen
Hauptkritikpunkt Nr. 3) (oben, Teil 2/11): Die Herangehensweise,
den Marxismus-Leninismus verwerfen zu wollen, ohne da=DF ein f=FCr
das Proletariat entfernt annehmbaren Grund daf=FCr genannt wird.


19.	*Weiteres zum Punkt Nr. 3): Die "neue Ideologie" - in
	der Interesse welcher Klasse?*

Die Sache hier ist nat=FCrlich die, da=DF man sich fragen mu=DF, in
der Interesse welcher Klasse diese Kritik, oder sogenannte Kri-
tik, am Marxismus-Leninismus unternommen wird. In der Interesse
des Proletariats? Das w=E4re theoretisch denkbar.

Angenommen, man h=E4tte den Verdacht, da=DF der Marxismus-Leninismus
=FCberholt sei. Wie w=E4re in diesem Fall, aus proletarischem Stand-
punkt, die Herangehensweise? Erstens gr=FCndlich, umsichtig. Es
w=E4re ein sehr gro=DFer Schritt, diese seit langer Zeit als *die*
Ideologie des Proletariat betrachtete Lehre als solche zu ver-
wefen; man w=FCrde hier jeden Schritt genau begr=FCnden m=FCssen; es
w=FCrde auch nicht viel ausmachen, wenn das einige Zeit in An-
spruch n=E4hme. Abhandlungen etwa der gleichen Art wie die Artikel
von Klaus Sender zur Kritik gewisser Aspekten der Theorie und
Praxis Lenins m=FC=DFten erstellt werden, jetzt aber zu den Haupt-
punkten bei sowohl Lenin als auch Marx und Mao Zedong, und m=FC=DF-
ten gr=FCndlich diskutiert werden. Ist das bisher die Herangehens-
weise der KPD/ML(NEUE EINHEIT) in dieser Frage gewesen?

Auch eine andere Klasse k=F6nnte Interesse haben an einer Kritik
am Marxismus-Leninismus - oder, genaugenommen, an einer wirk-
lichen Kritik, die eben eine bessere ideologische Waffe f=FCr das
Proletariat als Ergebnis haben w=FCrde, nat=FCrlich nicht. Es w=FCrde
sich in diesem Fall um einer Pseudo-Kritik handeln, wobei viel-
leicht Falsches mit Richtigem vermengt w=FCrde. Wie w=E4re in die-
sem Fall die Herangehensweise? Das Vermengen wurde genannt. Ver-
wirrung zu stiften w=E4re nat=FCrlich wichtig. Ein Vorgang *ohne*
tats=E4chlichen Argumente. Und, unter anderem eben deswegen,
*Eile*. F=FCr die Bourgeoisie w=E4re in einem solchen Fall eben die
Eile sehr charakteristisch. "Die Zeit dr=E4ngt!" "Es mu=DF hier ganz
schnell der Marxismus-Leninismus ersetzt werden oder unsere rre-
volution=E4re Organisation kommt in zwei Wochen vollst=E4ndig in die
Klemme!" 

Das Obige war theoretisch gedacht; die auf der Welt faktisch
existierende Bourgeoisie hat heute auch einige Gr=FCnde, die mit
der gegenw=E4rtigen Lage zu tun haben, sich eben ein *baldiges*
Verschwinden des Marxismus-Leninismus zu w=FCnschen. Nicht nur
wird ihr "gr=FCner" Wahnwitz, der so enorm die grundlegenden The-
sen des Marxismus best=E4tigt, immer weiter auf die Spitze getrie-
ben; die Bourgeoisie hat eben zu sehr gro=DFem Teil ihre poli-
tische Reserve des modernen Revisionismus verloren; es gibt in
vielen L=E4ndern in Osteuropa die Regime, die sie als "negativen
Beispiele des Kommunismus" darstellen konnten, nicht mehr; der
Kapitalismus mu=DF jetzt selber dort offen auftreten und dies mu=DF
in der nahen Zukunft, viel st=E4rker als fr=FCher, genau zu Schlu=DF-
folgerungen in Richtung ungef=E4hr Marxismus-Leninismus bei den
Volksmassen f=FChren. Eile ist deswegen seitens der Bourgeoisie
tats=E4chlich von Noten.

Erkennt man hier nicht die Herangehensweise der KPD/ML(NEUE EIN-
HEIT) etwas besser wieder, in der Frage des Marxismus-Leninismus
und z.B. in der damit zusammenh=E4ngenden Namenfrage?

Das Proletariat h=E4tte es *nicht* eilig bei der eventuellen Ab-
schaffung des Marxismus-Leninismus; die Bourgeoisie *hat* es.
Das kann man auch aus dem Gesichtspunkt betrachten, da=DF ja gera-
de in den letzten Monaten jede Menge von ber=FCchtigten revisio-
nistischen Organisationen ihren (auch heuchlerischen) "Marxis-
mus-Leninismus" abgeschafft haben; f=FCr eine proletarische Partei
w=E4re eine tats=E4chlich berechtigte Abschaffung ihres tats=E4ch-
lichen Marxismus-Leninismus bereits deswegen, bereits aus tak-
tischen Gr=FCnden, lieber etwas hinauszuz=F6gern, so da=DF man nicht
als ein Teil dieses jetztigen Stroms irgendwie aufgefa=DFt w=FCrde.

"Die Zeit dr=E4ngt" f=FCr eine Namen=E4nderung! Diese Theorie gab es
wiederholt seitens verschiedenen KPD/ML(NEUE EINHEIT)-Vertreter
im Februar; gerade dagegen sprach ich mich am 6.3 aus. (Oben,
Teil 5/11) Eine b=FCrgerliche, als proletarisch getarnte Partei
mu=DF sich, dort wo dies eben zur Tarnung notwendig ist, nat=FCrlich
auch *gegen* die Eile aussprechen; gleichzeitig kann es f=FCr sie
schwierig sein, ihre b=FCrgerlichen "Eile"-Gel=FCste verborgen zu
halten; schlie=DFlich mu=DF sie ja den ihr von der Bourgeoisie gege-
benen Auftrag ausrichten.


20.	*Noch Weiteres zum Punkt Nr. 3): Aufruf zur Ostern-Kon-
	ferenz 1990 - Die Ruhe der Gro=DFmutter und die Eile des
	Wolfes*

Und hier will ich auf die Ostern-Konferenz zur=FCckkommen, ge-
nauer auf den Aufruf zurselben, und auch auf die "Schizofrenie",
n=E4mlich auf diejenige "Schizofrenie", in der Bedeutung "Zwei
entgegengesetzte Standpunkte auf einmal!", von der dieser Aufruf
wirklich strotzt, was der damals so stark diskutierte Namen=E4nde-
rungsfrage betrifft. Man stelle hier einige verschiedene Zitate
zusammen (Vgl auch oben, Teil 5/11):

Also, um einer au=DFerordemtlichen Konferenz, "zur Aussprache",
handelte es sich hier; die Beschl=FCsse sollten erst sp=E4ter, wie
ja auch normal w=E4re, von der geplanten ordentlichen Konferenz
gefa=DFt werden.

Jawohl, sagt der Aufruf (den ich =FCbrigens als Anhang zu dieser
vorliegenden Kritik bringe, da er ein so ausgezeichnet entlar-
vendes Dokument ist - Teil 9/11 unten). Man sollte zuerst alle
Grundlagen genau ausarbeiten, "um dann in aller *Ruhe*" (auf
der ordentlichen Konferenz) "zu den organisatorischen Entschei-
dungen zu kommen".

Naja, die Ostern-Konferenz soll "zumindest" eine Vorkl=E4rung
bringen, hei=DFt es auch; also, diese totale Ruhe braucht man
vielleicht doch nicht sondern man kann sich trotz dem oben Ge-
sagten vorstellen, da=DF gewisse Beschl=FC=DFe bereits zu Ostern ge-
fa=DFt werden. Beim Tagesordnungsvorschlag hei=DFt es dann weiter:
"Die Er=F6rterung der Gesamtsituation der Partei wird auch die
Frage des Parteinamens...*auf die Tagesordnung setzen*". Das
k=F6nnte damit auch =FCbereinstimmen, da=DF es zuerst hei=DFt, die Kon-
ferenz habe laut Vorschlag des ZK drei haupts=E4chliche Tagesord-
nungspunkte, die danach genannten Punkte aber f=FCnf sind. Kann
das so gemeint gewesen sein, da=DF zuerst das ZK gewisse Punkte
vorschl=E4gt, und danach ein Paar extra Punkten sozusagen von sich
selber auf die Tagesordnung setzen? Darunter m=F6glicherweise die
Namenfrage, von der es ja hei=DFt, da=DF die blo=DFe Er=F6rterung der
Situation sie automatisch auf die Tagesordnung setze.

Wie dem nun sei, jetzt ist man bereits ein St=FCck weg von der
oben behaupteten Absicht, zuerst die Grundlagen weiter auszuar-
beiten, und hat - vielleicht nur vor=FCbergehend? - die obige
"Ruhe" etwas vergessen.

Die "Ruhe" wird tats=E4chlich immer mehr vergessen: Direkt nach
den Tagesordnungspunkten geht es weiter:

"Die Frage der =C4nderung des Namens unserer Organisation" wird ja
"nunmehr *seit Jahren* diskutiert", hei=DFt es, und "es entsteht
ein immer breiterer *Konsens* zu einer solchen =C4nderung". Mit
dem Erscheinen der letzten Schrift von Klaus Sender hat sich die
Sache sogar *verst=E4rkt*. Wozu braucht man hier eigentlich noch
irgendwelche Ruhe?

Noch weiter geht es in dieser Richtung: "In unserer *t=E4glichen*
Arbeit", "*st=E4ndig*" wird die Frage diskutiert, "*st=E4ndig* stos-
sen wir auf die *Notwendigkeit* der Namens=E4nderung".

Eile! Eile! Die Zeit dr=E4ngt! Jeder Tag z=E4hlt! Deshalb:

"Diese Frage k=F6nnen wir auf dieser au=DFerordentlichen Konferenz
diskutieren" (Wozu dient denn diese =C4u=DFerung, zumal sowieso klar
ist, da=DF diese Konferenz f=FCr die "Aussprache" und "Vorkl=E4rung"
eben gedacht is und diese Frage sowieso "st=E4ndig" diskutiert
wird - ja, sie soll nat=FCrlich einen schleichenden =DCbergang bil-
den zu dem, was jetzt kommt:) "...und sogar, wenn dort *Ein-
deutigkeit* erzielt wird, *entscheiden*." Also, unter Umst=E4nden
in gar keiner "Ruhe" mehr zu einer Entscheidung hier kommen.

Und die Begr=FCndung?? Gibt's =FCberhaupt keine, wozu denn auch!
(Kein Wort gab es in diesem Aufruf zur Begr=FCndung dieses fak-
tischen Vorschlags einer =C4nderung; kein Wort dazu lag auch bei
der Konferenz selbst vor.) Oder kann man da nicht vielleicht
einige von den oben gebrachten Dingen, wie "seit Jahren disku-
tiert", "Konsens", "Notwendigkeit", "Eindeutigkeit" usw als Be-
gr=FCndungen verwenden?

Die eine *Schein*-"Begr=FCndung" nach der anderen f=FCr einen Be-
schlu=DF, und zwar f=FCr einen *baldigen* Beschlu=DF, wird hier heran-
gezogen.

Wir setzen eben zu Ostern den Beschlu=DF durch, falls wir eben die
verschiedenen nicht allzu schlauen Mitglieder mit ihren Einsam-,
Zweisam- oder Dreisam-usw-Kollern eben =FCbert=F6lpern k=F6nnen. Es
kann ja aber auch sein, da=DF dies nicht geht.

Deshalb lautet bereits der n=E4chste Satz:

"Jedoch ist es keineswegs notwendig, sich von vornherein in
dieser Sache festzulegen." Hier st=F6=DFt man bereits *nicht* mehr
auf diese "Notwendigkeit" der Namen=E4nderung, die im vorletzten
Satz solche Kopfschmerzen verursachte. *So* eilig ist es doch
vielleicht nicht. Jetzt f=E4ngt wieder eine Bewegung in Richtung
"Ruhe" an.

"Wir wollen uns nicht unter Zeitdruck setzen lassen", wird im
n=E4chsten Satz erz=E4hlt. (Nein, nat=FCrlich nicht, deswegen die
enorme Eile oben, wo man in der t=E4glichen Arbeit st=E4ndig auf den
gro=DFen Krach vorbereitet sein mu=DFte.) "...etwa voreilig" (b=F6ser
Gedanke!) "und ohne Ausreifung eine solche Entscheidung =FCbers
Knie zu brechen", wobei sie bereits eine gut bildhafte Be-
schreibung ihres obigen Vorhabens gefunden haben und wobei sie
nun wieder bei der "Ruhe" voll zur=FCck sind.

Das Wechselspiel in diesem Aufruf zwischen Gro=DFmutterkappe und
Wolfsschnauze in der "Zeit"-Frage ist wirklich sehr lebhaft,
diese ganze Herangehensweise der KPD/ML(NEUE EINHEIT) in der
Frage des Marxismus-Leninismus sehr aufkl=E4rend.


21.	*Ein Kommentar direkt zur sogenannten Kritik am
	Marxismus-Leninismus*

Direkt zur Frage der sogenannten Kritik der KPD/ML(NEUE EINHEIT)
w=E4re vor allem folgendes zuzuf=FCgen:

In Zusammenhang mit dieser angeblichen neuen Ideologie, die den
Marxismus-Leninismus ersetzen oder erg=E4nzen solle, wird u.a.
viel =FCber Kultur, Zivilisation und =E4hnliche Dinge geredet. Alles
davon ist vielleicht nicht einmal falsch, sondern es gibt bei
der Entartung der KPD/ML(NEUE EINHEIT) gleichzeitig in ihr sogar
eine gewisse positive Str=F6mung, die sich mit diesen Fragen aus-
einandersetzen will, die aber untergeordnet ist und, wie die
Dinge stehen, eben zur Tarnung beitr=E4gt.

Man k=F6nnte nach der Kultur und Zivilisation dieser sogenannten
neuen Ideologie fragen, der aus den angeblichen Ruinen des
Marxismus-Leninismus auferstehen will; man k=F6nnte nach ihrer
bisherigen Praxis fragen. Einige Antworte w=FCrden sich da sehr
schnell melden: Siehe Flugblatt 1.5.89 (oben, Teil 4/11), siehe
Nicht-Stellungnahme zum Mauerdurchbruch, siehe Oster-Konferenz
(oben, Teile 6-7/11). In der Tat nicht allzu positiv beein-
dr=FCckend.

Die von Klaus Sender entwickelte Kritik an Lenin *ist* eine gute
Sache, ist richtig, ist der Verbesserung der ideologischen Waf-
fen des Proletariats dienlich. Nur ist die Sache die, da=DF der
Verfasser gleichzeitig zur Bourgeoisie hin=FCbergel=E4ufen ist, wie
eben seine Gesamtt=E4tigkeit zeigt, und da=DF auch diese gute Sache
von ihm entsprechend mi=DFbraucht wird.

Die chinesischen Marxisten-Leninisten dr=FCckten Anfang der 60er
Jahren ihre Auffassung =FCber die Gesamtleistung der damaligen
F=FChrung der Sowjetunion, die hier als eine gewisse Parallele be-
trachtet werden kann, ungef=E4hr auf der folgenden Weise aus:

"Die Satelliten flogen gegen den Himmel, die rote Fahne fiel zum
Boden."

=C4hnlich ist das Verh=E4ltnis hier.

[Fortsetzung in Teil 9/11]



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